Über 6.000 „Stormboxen" halten die Airbus-Halle in Manching trocken
Das Military Air Spare Center in Manching bei Ingolstadt ist ein ganz besonderes Gelände. Hier entsteht derzeit eine frei stehende Halle im Logistikzentrum, die für den Betreiber Airbus errichtet wird: hochmoderne Technik und computergesteuerte Logistik unterstützen hier demnächst den Bau von Airbus-Militärflugzeugen.
Die Aufgabe von Pipelife: die Planung und Lieferung eines Regenwassermanagementsystems, das den Neubau vor eindringendem Regenwasser schützt und es kontrolliert versickern lässt. Bei derartig großen Flächen können Starkregenereignisse zu Überflutungen führen, die mit einem System aus dem Hause Pipelife vermieden werden.
Der Auftrag wurde von einem Bauunternehmen an Pipelife herangetragen, weil ein bestehendes Konzept überplant werden musste – eine anspruchsvolle Aufgabe. Die persönliche und ausführliche Beratung inklusive aller objektspezifischen Berechnungen für die Versickerungs- und Sedimentationsanlagen überzeugte den Auftraggeber von der vorgestellten geschlossenen Systemlösung von Pipelife und dem Sedimentationsanlagen-Hersteller SABUG. Pipelife setzte sich daher im Ausschreibungsverfahren durch und erhielt den Auftrag. Innerhalb von sechs Monaten wurden von da an insgesamt sechs Anlagen errichtet, die auf mehr als 37.000 Quadratmetern die Ableitung, Reinigung und Versickerung von Regenwasser zur Aufgabe hatten – drei davon für die Dach- und drei für die Verkehrsflächen.
Die Rückhaltung von Regenwasser ist vor allem deshalb notwendig, damit auch bei lang-andauerndem oder starkem Regen das Wasser kontrolliert ablaufen kann, ohne dass das Grundstück überschwemmt wird oder sogar Regenwasser in die Hallen eindringt. Auch die öffentliche Kanalisation muss in solchen Fällen vor Überlastung und dem Eintrag von Schadstoffen geschützt werden, sodass in der Regel die Betreiber in der Pflicht sind, überschüssiges Wasser auf dem eigenen Grundstück versickern zu lassen. Im Fall Airbus kam hinzu, dass das Gelände durchgehend von LkW befahrbar bleiben muss: Bis zu 40 Tonnen wiegen die beladenen Lastkraftwagen, die hier verkehren. Darauf ist das System ausgerichtet.
Für die Installation von Regenwassermanagementsystemen ist es wichtig, dass der vor Ort vorhandene Boden, der Grundwasserstand und selbstverständlich die Größe der versiegelten Fläche berücksichtigt werden. Für die Versickerungsfähigkeit des Bodens ziehen die Ingenieure den Kf-Wert heran: Liegt er zwischen 10-3 und 10-6m/s, dann ist die Versickerung ideal. Erst ab einem Wert von ≥10-6 m/s wird es kritisch – dies war hier nicht der Fall. Der Regen kann somit in den vorhandenen Boden versickern. Auch ein zu hoher Grundwasserstand war nicht zu befürchten: 3,60 Meter befindet sich die wasserführende Schicht unterhalb der Unterkante der Boxen. Der Minimalabstand liegt bei einem Meter.
Ein Regenwassermanagementsystem bildet in der Regel vier Funktionen ab: Sammlung, Ableitung, Reinigung und Versickerung. Für die Behandlung des Regenwassers werden Sedimentationsanlagen der Firma SABUG eingesetzt, die speziell für diese Anforderung ausgelegt und berechnet wurden. In den Sedimentationsanlagen werden absetzbare Stoffe zurückgehalten und abgeschieden. Wie üblich erfordern diese Anlagen darüber hinaus eine Möglichkeit, um Leichtflüssigkeiten abzuscheiden.
Insbesondere in Industriegebieten wie dem Airbus-Gelände kann man nicht ausschließen, dass Otto- und Dieselkraftstoffe über die Straßeneinläufe in das Regenwassersystem gelangen. Diese Stoffe können das Grundwasser schwer belasten und müssen von den Behandlungsanlagen sicher zurückgehalten werden.
Das Funktionsprinzip der SABUG Sedimentationsanlagen folgt den Stokesschen Gesetzen, wonach schwerere Bestandteile im Wasser absinken, leichtere aufsteigen. Nach einer festgelegten Absetzstrecke kann das ausreichend saubere Regenwasser definiert abgezogen werden. Mit den ermittelten Sink- und Steigraten lässt sich so eine entsprechende Berechnungsgrundlage schaffen, die eine genaue Aussage über die Größe und die Reinigungsleistungen der Behandlungsanlagen erlauben.
Die Firma SABUG ist hierfür Spezialist und hat in diesem Falle die Reinigungsleistung der Anlagen projektspezifisch bestimmt. Die erforderliche Reinigungsleistung „D" basiert wie vorgeschrieben auf dem DWA-M 153. Die dort geforderten Behandlungsvolumenströme spiegeln allerdings nur einen Bruchteil der effektiven Regenmengen wider, die bei Starkregenereignissen auftreten können. Wird dies nicht berücksichtigt, wird die Sedimentationsanlage beim nächsten Gewitterregen überlastet und die bis dahin gesammelten Schmutzfrachten mit Sicherheit ausgeschwemmt. Damit dies nicht passiert, erfolgte die Auslegung der Anlagen mit einer integrierten Bypass-Leitung inkl. Drosselsystem. So arbeitet das gesamte System dauerhaft und zuverlässig.
Die nachfolgende Speicherung und Versickerungsleistung übernimmt die Rigolenanlage. Sie befindet sich hinter der Sedimentationsanlage und besteht aus Stormboxen, die in ein spezielles Vlies eingeschlagen werden. Genau 6.098 Boxen wurden in Manching in den Boden eingebaut. 19 Schächte sorgen für den ungehinderten Zugang für regelmäßige Kontrollen und die Befahrbarkeit mit Inspektionskameras. Die Schächte weisen einen Durchmesser zwischen DN 400 und DN 1000 auf. Die Boxen wurden je nach Anforderung auf Höhen von 30 bis 120 Zentimeter gestapelt, um eine kontinuierliche Versickerung zu gewährleisten.
In der Rigolenanlage sind regelmäßige Kamerafahrten notwendig, um jederzeit den Zustand überwachen zu können. In regelmäßigen Abständen, vor allem aber, wenn sich nach starken Regenfällen zu viele Sedimente innerhalb der Sedimentationsanlage absetzen, muss gespült werden. Die Grundlagen sind im Arbeitsblatt DWA-A138 (Planung, Bau und Betrieb von Anlagen zur Versickerung von Niederschlagswasser) und dem Merkblatt DWA-M153 (Handlungsempfehlung zum Umgang mit Regenwasser) festgehalten.
Auftraggeber, Planer und Bauunternehmen sind vor allem davon begeistert, dass Pipelife und der Partner für Sedimentationsanlagen SABUG die gesamten Anlagen anhand der real vorliegenden Bedingungen durchgerechnet hatten und sie bei der Vorlage im Detail erklären konnten. Dafür war es notwendig gewesen, mit eigenem Personal vor Ort zu sein und die Daten entsprechend aufzunehmen.
Auch mit der Bauausführung durch Pipelife und SABUG zeigen sich die ausführenden Fachfirmen sehr zufrieden. Sie sagen übereinstimmend aus, dass die über die ganze Bauphase begleitende Baustellenbetreuung für einen sicheren Ablauf sorge. „Wir legen großen Wert darauf, dass in jeder Bauphase unsere Kompetenz direkt vor Ort abrufbar bleibt", so Andreas Schleich, Pipelife-Gebietsleiter und Spezialist für Regenwassermanagement. „So können wir jederzeit hinzugezogen werden, wenn der Baufortschritt in Gefahr ist. Oft finden sich im Dialog mit den Beteiligten schnell Lösungen."