ZÜRICH – NEUE KANALSTRECKE FÜR EIN WACHSENDES QUARTIER
Zürich ist die einzige wirkliche Metropole der Schweiz – und sie ist nicht nur vom Stadtbild her schön, sondern liegt auch in einer topographisch bewegten Umgebung. Das steigert den Reiz, bringt aber für die Infrastruktur bisweilen Schwierigkeiten mit sich. So auch in diesem Bauprojekt: Auf halbem Weg in das überaus angesagte Quartier Oerlikon werden mehrere Verkehrsadern durch eine Engstelle zwischen zwei malerischen Hügeln geführt. Der ausgeprägte Bauboom brachte es mit sich, dass die nicht mehr zeitgemäße Kanalisation in äußerst engem Umfeld neu gebaut werden musste.
Daher schrieb die Stadt Zürich das 6 Millionen Euro schwere Investitionsvorhaben öffentlich aus. Ausgeführt wurden die Arbeiten von der Implenia Schweiz, die ein Jahr Zeit für das Projekt hatte. Angesichts der schwierigen Verhältnisse entstand großer Zeitdruck, auch für das Planungsbüro Heierli. Es kamen sehr verschiedene Bauverfahren zum Einsatz: Die Baugrube für das offene Verfahren wurde extrem tief ausgeschachtet – und doch musste an neuralgischen Punkten zusätzlich auf Microtunneling im Vortriebsverfahren zurückgegriffen werden.
Die alte Kanalisation, deren Kapazität nicht mehr ausreichend für das anfallende Abwasser war, wurde vollständig entfernt. Für die neue Kanalführung fiel die Wahl auf das Material Steinzeug, das nicht nur überaus langlebig ist, sondern auch einem enormen Erddruck formstabil standhält. Denn der neue Kanal sollte bis zu 7 Meter tief liegen. Weil in dieser Tiefe nachträgliche Eingriffe sehr aufwändig sind, musste die Lösung sämtlichen Druck- und Dichtigkeitsprüfungen standhalten. Pipelife lieferte das Material direkt an die Baustelle.
Präzisionsarbeit in enger Umgebung
Das geringe Platzangebot in der städtischen Umgebung erforderte den Bau einer sehr engen und zugleich tiefen Baugrube, die an der tiefsten Stelle zur Stabilisierung mit Ortbeton bewehrt wurde. Auf einer Länge von 86 Metern wurde die Grube in 1,25 Metern Breite und 2,23 Metern Höhe an Sohle und Wänden betoniert. Weil die Maße nur sehr wenig Raum für eine Baustelle boten, gestaltete sich die Logistik entsprechend anspruchsvoll.
100 Meter mussten zudem durch das Vortriebsverfahren in geschlossener Bauweise überbrückt werden. Dafür wurde Spülwasser in einem geschlossenen Kreislauf eingesetzt und der Abraum durch den engen Bohrtunnel nach außen befördert. Insgesamt war die neue Kanalstrecke aus Steinzeug knapp 800 Meter lang und wurde in einer Tiefe zwischen 3 und 7 Metern in den Durchmessern DN 300, 400, 500, 600 und 800 verlegt; hinzu kamen PSV-Rohre auf den 100 Metern Microtunneling.
Die Arbeiten wurden zur besseren Koordination zugleich an mehreren Orten vorangetrieben: im Tunnel, im Ortsbeton- und im Erdschacht. Dezentrales Arbeiten sicherte die Einhaltung der engen Zeitvorgaben. Sowohl die Kamerabefahrung als auch die Wasserdruckprüfung wurden abschließend erfolgreich durchgeführt. Heute weist nichts mehr auf die komplizierte Aufgabe hin, die weitgehend im Jahr 2020 ausgeführt wurde – das Siedlungsgebiet profitiert von einem neuen Abwassersystem im Untergrund, das viele Jahrzehnte Bestand haben wird.
Bauherr:
Stadt Zürich, Tiefbauamt
Projektleitung:
Ingenieurbüro Heierli AG, Zürich
Auftragnehmer: (ausführendes Unternehmen)
Implenia Schweiz AG, Glattbrugg
Roger Uhr
Landesverkaufsleiter Schweiz und Österreich
T/M (AT) +43 160 192 119 99