DETMOLD – OPERATION AUFENTHALTSQUALITÄT
Die Lange Straße in Detmold, eine der schönsten Geschäftsstraßen Deutschlands mit einer stattlichen Anzahl erhaltener historischer Gebäude, soll grundlegend umgestaltet werden. Ziel ist die Verbesserung der Aufenthalts- und Erlebnisqualität in der innerstädtischen Fußgängerzone. Bäume, Bänke, Brunnen, Beleuchtung und Belag sind neu geplant; auch Kinderfreundlichkeit und Barrierefreiheit sind Teil des Konzepts. Es spricht für die Weitsicht der Stadtverwaltung, bei dieser Gelegenheit auch sämtliche Leitungsführungen unter der Straße zu erneuern. In der Langen Straße betrifft dies einen Mischwasser- und einen Regenwasserkanal sowie die Hausanschlussleitungen.
Das Bauvorhaben gliedert sich in drei Abschnitte, von denen der erste im Laufe des Jahres 2024 abgeschlossen wird. Im ersten Bauabschnitt werden hierfür die 115 Meter zwischen Marktplatz und Exterstraße für die Ausschachtung einer Baugrube vorbereitet. Die nur 15 Meter breite Straße soll zur Hälfte benutzbar, die Personenrettung gewährleistet bleiben und alle Geschäfte weiterhin erreichbar sein. Auch die Außengastronomie wird weiterbetrieben.
Sämtliche Leitungsinfrastruktur wird erneuert
Die Stadt Detmold schrieb das Bauvorhaben europaweit aus. Beauftragt wurden für die Planung das Ingenieurbüro Bockermann Fritze und die Landschaftsarchitekten Kortemeier Brokmann; die Tiefbauvorhaben übernimmt die Strabag AG. Die Besonderheit des Detmolder Abwassersystems: Der noch in Mauerwerk ausgeführte Mischwasserkanal liegt vier Meter tief; der Regenwasserkanal ist in zwei Metern Tiefe verlegt. Viele Hausanschlüsse sind mittlerweile schadhaft und seinerzeit außerdem über Grundstücksgrenzen hinweg verlegt worden – auch dies soll nun behoben werden.
Die doppelte Infrastruktur für Regen- und Mischwasser ist ein großer Vorteil, da eventueller Starkregen abgeführt werden kann, ohne das System zu überlasten. Entsprechend großzügig sind die Durchmesser der neu zu verlegenden Steinzeug-Rohre gewählt: Der Mischwasserkanal wird in DN 600 und der Regenwasserkanal in DN 500 ausgeführt. Die Hausanschlussleitungen weisen standardmäßig DN 150 auf und werden durch Hausanschluss-Schächte ergänzt. Neben dem Kanalsystem werden das Fernwärmenetz und die Versorgungsleitungen für Gas, Wasser und Strom erneuert sowie Leerrohrtrassen für zukünftige bzw. temporäre Nutzungen eingerichtet.
Anspruchsvolle Baustelle mit wenig Platz
Derzeit entsteht mit dem neuen Mischwasserkanal auf 115 Metern Länge die unterste Lage der neuen Infrastruktur. Die Baugrube ist eng und tief, das Befahren mit Baufahrzeugen unmöglich. In Vor-Kopf-Bauweise wird zunächst das Kiesbett geschaffen, dann die Rohre ineinander eingepasst. Dies erfordert nicht nur akkurates Arbeiten, sondern auch eine kluge Baustellenlogistik. Oberirdisch ist kaum Platz zur Lagerung vorhanden, die Zugänglichkeit der Geschäfte muss erhalten bleiben.
Wenn die Arbeiten nach Plan abgeschlossen sind, wird auf dem Straßenabschnitt sichtbar, was Detmold mit seiner längsten Einkaufsstraße vorhat: Sie wird grüner, schöner und besser nutzbar. Verweilzonen mit Spielgeräten, historische Motive und eine intuitive Wegeführung schaffen eine Lebensqualität, in die auch bislang wenig genutzte Bereiche neu einbezogen werden. Und in Fragen der Entwässerung ist unter der Oberfläche für viele Jahrzehnte eine zukunftsfähige Lösung realisiert worden.
Bauherr:
Stadt Detmold
Auftragnehmer: (Planung)
Kortemeier Brokmann Landschaftsarchitekten GmbH
Bockermann Fritze IngenieurConsult GmbH
Ausführendes Unternehmen:
Strabag AG (Bereich Westfalen)
Zuständiger Gebietsleiter (Steinzeug-Keramo)
Franz Römer